Freiwilligeneinsatz in Sambia (3 Monate, November 2021 – Februar 2022)
„Und, wie wars?“ Die wohl am häufigsten gestellte Frage nach meiner Rückkehr aus Sambia. Zudem eine relativ kurze, wenn man sie mit meinem dreimonatigen Aufenthalt vergleicht. Aber zugegeben auch mich hat diese Frage zurück in der Schweiz sehr beschäftigt. Sambia war für mich in vielerlei Hinsicht eine Überraschung.
Bevor ich meine Reise antrat informierte ich mich über Bräuche und Sitten, sowie auch andere hilfreiche Tipps. Aber um ehrlich zu sein, angekommen wurde ich trotzdem vollkommen ins kalte Wasser geworfen.
Ankunft und Unterkunft
Angekommen in Livingstone wurde ich von Auldridge, dem Gründer von New Hope Waves, freundlich in Empfang genommen. Auch schon am Flughafen durfte ich von der Freundlichkeit Sambias gebrauch nehmen. Für mich war dies zuerst ein wenig unangenehm, als die Arbeiter anfingen mit mir zu reden, doch schon bald durfte ich erkennen, das dies wirklich die Art der Einheimischen war. Die Unterkunft lag in einem Areal namens Nottie Broddie. Hier wohnten die eher wohlhabenderen und die Gegend war sehr ruhig. In diesem komplex befanden sich auch noch drei weitere Häuser, welche von den jeweiligen Familien bewohnt waren. Die Nachbarn waren sich diverse Volunteers schon gewohnt und somit immer sehr hilfsbereit gegenüber uns. Das Haus teilte sich in einen grosszügigen Wohnbereich mit Couch und Tisch. Von dort ging es in die Küche, das Bad sowie auch drei weitere Schlafzimmer. Eines davon gehörte einem Local namens Masonali, welcher dauerhaft im Haus wohnte. Masonali war der „Headmaster“ der Schule und sorgt für recht und Ordnung. Schon zu beginn begrüsste er mich herzlich und auch Auldridge setzte alles daran, dass ich mich gut aufgehoben fühlte.
Alltag
Am nächsten Tag ging es auch schon an die Arbeit. Zusammen mit Masonali machte wir uns auf den Weg in die Schule. Für die ersten Wochen wurde ich stets von jemanden begleitet und auch Auldridge erkundigte sich regelmässig nach meinem Empfinden.
Angekommen wurde ich sofort von einer schar kleiner Kinder überfallen, welche alle ganz aufgeregt „Mozungu!, Mozungu!“ riefen. Dies bedeutete soviel wie „Europäer/weisse Person“. Ich lernte Chilo und Raiberia kennen, welche ebenfalls an der Schule unterrichteten. Auch die beiden waren sehr freundlich und nahmen mich sofort auf. Nach meiner Eingewöhnungs-Woche durfte ich auch meine eigene Klasse unterrichten. Ich entschied mich für die sechste Klasse, da diese Kinder schon am längsten Englisch sprachen und auch schon ein wenig reifer waren. Auf dem Stundenplan stand nun von Mathe bis zu Creative Technologies alles mögliche. Auch ich durfte zu meinem erstaunen selbst sehr viel dazulernen. Aber die wohl grösste Herausforderung war definitiv das rechnen ohne Taschenrechner. 😉
Freizeit
Meine Klasse besuchte nur morgens die Schule und so konnte ich den Nachmittag frei gestalten. Da wir aber kurz vor den Abschlussprüfungen standen verbrachte ich die meiste Zeit die Prüfungen in den Laptop zu tippen. Meine Aufgabe klingt sehr simpel aber für die Organisation war ich eine grosse Hilfe. Für uns ist das bedienen von einem Microsoft Program eine Selbstverständlichkeit und gehört zu einer normalen Grundausbildung. Für die Einheimischen ist dies jedoch ein Luxus. Ich erfuhr von Masonali das nur eine Handvoll einen Laptop oder ähnliches besitzen und auch das Ausdrucken gestaltet sich als eher schwierig. Während meinem Aufenthalt durfte ich immer wieder neue Leute kennenlernen, welche bei Masonali ihre Dokumente ausdruckten. Auch hier hat es mich wieder erstaunt wie diese Gesellschaft zusammenhält und sich gegenseitig hilft. Neben der Schulvorbereitung begleitete mich Masonali auf die verschiedenen Märkte und am Wochenende besuchten wir zusammen Fußballspiele. Nach einem Monat kam ein weiterer Volunteer namens Ramon an. Zusätzlich waren auch noch Schulferien, was es uns ermöglichte verschiedene Aktivitäten zu unternehmen. Unter anderem:
- Victoria Falls
- Chobe National Park (Botswana)
- Musya-O-Tunya National Park
- Bungee Jump
- Giraffen Füttern
- Krokodilfarm
Schwierigkeiten
Natürlich ging während meinem Aufenthalt nicht alles immer rund. Eine der grössten Herausforderungen für mich persönlich war die leider meist nicht echte Aufrichtigkeit der Personen. Für die meisten Einheimischen gilt eine weisse Person als reich. Dies führt dazu, dass praktisch jeder mit mir befreundet sein wollte. Nicht aus Freundlichkeit sondern nur des Geldes wegen und früher oder später wurde ich von jeder Person, welche ich kennenlernen durfte um Geld gefragt (exkl. Personen der Organisation). Auch auf der Strasse wurde ich jeden Tag angesprochen und teils angefasst. Die meisten Leute riefen nur „Hey“ oder grüssten freundlich aber man musste sich leider auch immer auf „Baby“ oder „Sexy“ gefasst machen. Obwohl man es einfach ignorieren konnte wurde es dann doch manchmal sehr nervend und sich zurück zu halten teils auch eine ziemliche Herausforderung. Wer die Aufmerksamkeit scheut wird voraussichtlich hierbei ein wenig zu kämpfen haben. Die Kinder sind jedoch immer voller Freude beim Erblicken einer weissen Person und rufen aufgeregt Rückblickend gesagt war es eine fantastische Zeit. Die guten sowie auch die schlechten Erfahrungen haben mich unweigerlich belehrt und ich bin für jede einzelne dankbar. Während meinem Aufenthalt habe ich gelernt zu schätzen was wir in der Schweiz alles besitzen. Ich bin dankbar für sauberes Wasser, eine funktionierende Gesundheitsversorgung und natürlich auch für unser Bildungssystem. Ich habe erkannt dass das einzige was uns voneinander trennt Glück ist. Für mich ist es ein Privileg in der Schweiz zu leben.